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GFK Vertiefung

Wie du Gruppen anleitest, indem du klare Bitten stellst  

Egal ob du eine Sitzung moderierst, ein Training leitest oder an einer Diskussionsrunde teilnimmst: Je klarer die Bitten sind, die du an die Runde richtest, umso eher sind sie von Erfolg gekrönt.

Wir haben deswegen ein paar Hinweise zusammengestellt, die für Klarheit sorgen und die du 1:1 übernehmen kannst.

Tipp 1: Klarstellen, von wem du eine Antwort möchtest

Zunächst mal ist wichtig: Unsere Aufmerksamkeit ist begrenzt. In Gruppen den Fokus zu halten, kann sehr anstrengend sein. Deswegen ist Klarheit und Kürze wichtig.

    • Willst du etwas von der ganzen Gruppe oder nur von einer Person?
    • Sprich die entsprechenden Personen direkt mit Namen an

Beispiele für klar und persönlich adressierte Bitten:

“Ich möchte gerne, dass Kay  und Chris  mir sagen …”

“Ich möchte, dass alle, die darauf Lust haben, mir sagen …” 

“Ich hätte gerne von drei Menschen Feedback zu meinem Vortrag: Was hat dir gefallen?”

Empfehlung am Rande:  Sprich in der Einzahl.
Statt „Fasst euch bitte an eure Nasen.“
–> „Fass dir bitte an deine Nase“.
Das ist zwar anfangs sehr ungewohnt, aber der Effekt ist sofort spürbar:
Jeder fühlt sich direkt persönlich angesprochen!

Tipp 2: Klarstellen, welche Antwort du möchtest

Meistens äußern Menschen in Gruppen Wünsche, Anliegen oder indirekte, vage Bitten z.B. „Ich würde gerne mit euch allen ins Kino gehen!“  Aha. Und was willst du jetzt hören?  Eine Diskussion, ein Statement, ein Meinungsbild? Und wenn ja, wie?

Die Gewaltfreie Kommunikation definiert ein paar sehr hilfreiche Kriterien für das Formulieren von Bitten.

Eine Konkrete Bitte…

      • …ist jetzt erfüllbar,
      • …definiert eine konkrete, beobachtbare, machbare Handlung und
      • …ist positiv formuliert: Was will ich – statt: Was will ich nicht.

Beispiele für konkrete Bitten:

“Ich möchte gerne, dass jeder kurz seine Meinung dazu sagt.”

“Ich möchte gerne, dass drei Menschen mir sagen, ob sie Lust darauf haben.”

Wichtig: Sag, was genau du hören willst! Es kann die Situation vereinfachen, wenn du den Modus / die Reihenfolge klarstellst, in der du die Antworten hören möchtest. Das gilt besonders für Telefon/Video- Konferenzen, wo ein nonverbale Kommunikation nicht oder nur eingeschränkt möglich ist.

Beispiele für Bitten mit klaren Erwartungen bzgl. des Antwortmodus:

“Ich möchte gerne ein Blitzlicht mit den Erwartungen machen. Wer mag, fängt an, und danach geht es im Uhrzeigersinn, mit der Frage: Was wünscht du dir für heute?”

“Ich möchte gerne zum Einchecken kurz von jedem hören, wie es dir geht. Alex, magst du anfangen? Danach dann Kay und dann Chris.”

Mehr zum Thema Bitten in unserem entsprechenden Artikel.

Tipp 3: Zuhören ist anstrengend.
Nutze so oft wie möglich (Hand-)Zeichen

Brauchst du wirklich ein mündliches Feedback? Alternativen sind:


“Bitte einmal Hand heben, wenn du das genauso sieht.”

“Bitte einmal Hand heben, wenn du heute Mittag dabei bist.”

“Zeig mir bitte, wieviel Energie du noch für dieses Thema hast: Daumen runter wenig, Daumen seitwärts geht so, Daumen hoch eine Menge.” (jeweils demonstrieren)

“Bitte gehe in eine der vier Ecken des Raumes, entsprechend der Option die du bevorzugst.”

Dir fällt bestimmt noch mehr ein.

Tipp 4: Frag nach Einwänden statt Zustimmung

Du möchtest mit anderen zusammen etwas entscheiden? Wenn du nach Zustimmung fragst, brauchst du von jedem ein OK. Das kann den Betrieb unnötig aufhalten, weil du bei einigen nachhaken musst, die sich nicht bewegen. Und es stellt dich vor ein Problem: Was mit den machen, die nicht dafür sind? Mehrheitlich überstimmen? Als Veto ansehen?

Leichter ist es, wenn du fragst, wer Einwände oder Widerstand zu deiner Idee hat. Erstmal müssen alle aktiv werden, und bei denen, die Widerstand haben, kannst du versuchen, die Bedürfnisse zu erkunden.

Beispiel:

“Ich schlage vor, dass wir heute 30 min früher Schluss machen. Zeig mir bitte, ob du dazu Einwände hättest.

      • Hand auf Herz: Null Problemo
      • Eine Hand nach vorne: Leichte Einwände
      • Zwei Hände nach vorne: Starke Einwände”

Wenn es Einwänden gibt, kannst du mit ihnen relativ leicht umgehen, wenn du dir das schnelle Konsensieren angewöhnst. 

Mehr zum Schnellkonsensieren im entsprechenden Artikel.

Tipp 5: Beiträge visualisieren

Dieser Tipp umfasst eigentlich ein komplettes Moderationstraining. Aber im Kern besagt sie: Wenn du etwas aufschreiben kannst, schreib es auf. Zum Beispiel die Frage, die du grade besprechen möchtest: Schreib sie auf die Flipchart und alle können sich im Folgenden daran orientieren.

Tipp 6:  Deutlich machen, wann du fertig bist

Wenn deine Bitte erfüllt ist, gib der Gruppe ein Zeichen, dass es weitergehen kann.

Beispiel:

“Ich bin fertig.”

“Danke, das reicht mir an Feedback.”

Auf diese Weise verhinderst du, dass noch unnötig weitere Rückmeldungen aus der Gruppe kommen.

Zum Schluss noch eine Aufgabe aus unseren Trainings

Überleg dir eine exemplarische Gruppensituation, die dich irritiert, nervt, aufwühlt,…

Und dann schau mal:

    • Welcher Vorschlag könnte euch als Gruppe jetzt weiterbringen?
    • Was brauchst du, was könnte die Gruppe brauchen?
    • Wie ginge das ganz konkret?
    • Und in welcher Form könntest du das als Bitte formulieren?

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